Gefangen in Überheblichkeit und Engstirnigkeit

Donnerstag, den 30. November 2023
18:00 Uhr in der Arkonastraße 1 – 24106 Kiel

Der Verein „Maritimes Viertel – Kultur am Kanal e.V.“ und die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte in Zusammenarbeit mit der „Initiative Marineuntersuchungsgefängnis“ (IMUG) laden ein zur

Vortragsveranstaltung und Buchvorstellung

Klaus Kuhl: Gefangen in Überheblichkeit und Engstirnigkeit:
Die führenden Seeoffiziere und der Matrosen- und Arbeiteraufstand in Kiel 1918

Buchvorstellung: Gefangen in Überheblichkeit und Engstirnigkeit: Die führenden Seeoffiziere und der Matrosen- und Arbeiteraufstand in Kiel 1918. Verlag Ludwig, 2023
Herausgegeben vom Verein Maritimes Viertel – Kultur am Kanal e.V.

Dieter Hartwig: Vom „Trauma 1918“ zur Marinejustiz der Kriegsmarine
Ergänzende Ausführungen von Marineoffizieren zu den 1918er-Ereignissen (u. a. Ruge, Raeder, Langsdorff) und Hinweise zur Marinejustiz.

Die Veranstaltung findet statt am Donnerstag, den 30. November 2023 um 18:00 Uhr in der Arkonastraße 1

Das Gebäude des Marineuntersuchungsgefängnisses erzählt zwei Geschichten:

Erstens die der Arrestanstalt der Kaiserlichen Marine, in der 1918 revolutionäre Matrosen einsaßen, und zweitens die der brutalen und fanatischen Marinejustiz im Zweiten Weltkrieg. In den Todeszellen des Gebäudes saßen unzählige zum Tode verurteilte Marineangehörige ein, bevor sie erschossen wurden.

Quasi spiegelbildlich zur Geschichte des Gebäudes tragen uns die Referenten neue Erkenntnisse und teils bisher Unbekanntes zu beiden Epochen vor. Der Kieler Historiker und Revolutionsforscher Klaus Kuhl stellt eine ungewöhnliche Frage:
Warum war die Führung der Kaiserlichen Marine so naiv, das III. Geschwader am 31. Oktober 1918 von Wilhelmshaven nach Kiel zu schicken?
Vieles ist zu den Ereignissen und den Beweggründen der revolutionären Matrosen der Novembertage 1918 erforscht und aufgearbeitet. In seinem neuen Buch widmet sich Klaus Kuhl der Marineführung und präsentiert die zum Teil sehr detaillierten Berichte der drei damals wichtigsten Seeoffiziere in Kiel, Admiral Bachmann, Admiral Souchon und Konteradmiral Küsel.
Seine Darstellung bezieht sich zwar auf diese drei Personen, stellt damit aber auch generell gültige Perspektiven und Motive der Widersacher der Republik dar. Neben den Darstellungen aus Sicht der Arbeiter und der Matrosen, aus Sicht der Zeitzeugen und der Wissenschaft, ist die Analyse der Verhaltensweisen der Kieler Revolutionsgegner ein bisher wenig bearbeiteter und damit notwendiger Ansatz.

Ergänzend zu Klaus Kuhls Ausführungen wird der Militärhistoriker Dr. Dieter Hartwig kurz und knapp aus den Erinnerungen einiger Marineoffiziere (Ringelnatz, Langsdorff, Raeder, Ruge, Johannesson) zitieren. Außerdem stellt er die Verbindung her zwischen dem „Trauma 1918“ und der Marinejustiz sowie dem Durchhalten der Kriegsmarine 1945 bis „5 nach 12“.  Einer dieser „Blutrichter“ ist, als solcher unerkannt, auf dem Kieler Nordfriedhof begraben. Hartwig veröffentlichte vor zwei Jahren sein Buch „Marinegeschichte auf dem Kieler Nordfriedhof“.